Fliegender Reporter

Hi zusammen, viel ist passiert seit ich meinen ersten Hubschrauberjob angetreten hab. Kaum zu glauben dass bald schon wieder gut 5 Monate rum sind. Ich hab mich gut eingelebt in Dallas und fühl mich insgesamt sehr wohl. Meine ersten Students haben ihre Checkrides bestanden, die Photographen bringe ich zu ihren Photospots und die Kunden freuen sich durch die Gegend getourt zu werden. Die fliegerische Abwechslung ist enorm und ich lerne quasi jeden Tag etwas neues dazu.

Ganz unverhofft durfte ich schon etwas früher als geplant in die Newsfliegerei einsteigen und bin seither als rasender Reporter unterwegs zu allen brisanten Dingen die in Dallas so passieren. Von explodierenden Häusern, Arbeitsunfällen, Autounfällen, Verfolgungsjagden, Vermisstensuchen, SWAT-Einsätzen, Shootings und Polizeibeerdigungen war in der kurzen Zeit schon alles dabei. Es ist erstaunlich wie viel passiert, gerade was den Gebrauch von Schusswaffen angeht. Gefühlt jeden 3. Tag ist ein possible Shooting gemeldet zu dem wir dann hinfliegen.

Fliegerisch ist es extrem herausfordernd, weil ich nie weiß wo es als nächstes hingeht. Und selbst wenn der eigentliche Einsatz dann vorbei ist, kann es sein wir werden während wir auf dem Rückflug sind schon wieder zum nächsten Einsatz geschickt. Dallas ist der zweitverkehrsreichste Luftraum in den USA und teilweise muss ich auf 5 verschiedenen Frequenzen gleichzeitig zuhören und sprechen. Wir fliegen auch bei bescheidenen Wetterbedingungen wo alle anderen dann schon lange den Betrieb eingestellt haben. Da heißt es dann genau im Blick zu behalten wo mögliche Landealternativen sind. Aber genau dieses herausfordernde Umfeld macht die Sache so besonders. Auch wenn ich mir teilweise wie der Obergaffer vorkomme und mir die Leute am Boden extrem leid tun, so sehe ich es doch als wesentlichen Teil meiner Ausbildung als späterer Rettungshubschrauberpilot. So fällt es mir etwas leichter das ganze für mich zu plausibilisieren.

Hier mein Setup im Cockpit zum Newsfliegen. Die zwei Bildschirme oben sind schwarz, hier wären zusätzlich noch das aktuelle Kamerabild sowie das Livefernsehbild zu sehen. So hab ich immer im Blick was gerade im Fernsehen läuft und ob ich den Kamerawinkel noch ein wenig anpassen muss.

Gerade gestern habe ich einen überraschenden Anruf vom ADAC bekommen mit einem möglichen Jobangebot in München zum Beginn des neuen Jahres. Im Dezember habe ich ja mein Auswahlverfahren und wenn ich das bestehe kann es also sein, dass ich dann doch deutlich schneller nach Deutschland zurückkehre als ursprünglich gedacht. Ich hätte mir zwar eigentlich noch ein wenig mehr Flugerfahrungssammeln in den USA gewünscht, aber das Jobangebot klingt zu verlockend, als dass ich es ausschlagen könnte. Jetzt muss ich “nur” noch den letzten Schritt gehen und das Auswahlverfahren im Dezember bestehen und die Mission Rettungshubschrauberpilot kommt in die Zielgerade. Freue mich über jeden gedrückten Daumen!

Hier noch ein Link zu einem Video in dem man ein paar Luftaufnahmen von mir sieht von einer Polizeiprozession zum Friedhof. Der Officer wurde im Dienst erschossen und hinterlässt 3 kleine Kinder.

https://www.nbcdfw.com/news/local/procession-held-for-fallen-greenville-officer-cooper-dawson/3707689

Ansonsten hier noch ein paar Eindrücke der letzten paar Monate, inklusive Besuch von Stefanie.